Wissensammlung : 1000 Fragen ...

 

1000 FRAGEN

Macht Spinat wirklich stark?

 

Comic-Seemann Popeye ist schuld. Er vertilgte Spinat gleich büchsenweise und entwickelte ungeheure Kräfte. Das animierte unzählige Mütter, ihren Kindern das Grünzeug zu servieren - ein gesunder Weg zum dicken Bizeps oder nur ein Mythos?
 

  Bevor Popeye seine geliebte Olivia in die Arme schließen kann, verhaut der schnittige Seemann erstmal Brutus, seinen grobschlächtigen Widersacher. Damit das auch gelingt, schlürft der Matrose vor jeder Prügelei eine Dose Spinat. Ein Ritual mit Folgen: Spätestens seit Popeyes sprießenden Beugemuskeln hält sich die Legende hartnäckig, Spinat mache stark, weil er viel blutbildendes Eisen enthalte.

Seit 1933 futtert Popeye auf der Leinwand regelmäßig seinen Spinat und vermöbelt allerlei finstere Gestalten. Angeblich soll Popeyes Seemannsgarn den Spinatkonsum in den USA um ein Drittel gesteigert haben - das behauptet jedenfalls die Inschrift auf dem Popeye-Denkmal in der texanischen Spinatmetropole Crystal City, wo 80 Prozent des amerikanischen Spinats produziert werden.

Dass Spinat keine Superkräfte verleiht, ist klar. Doch die Meinung, das viele Eisen im Spinat helfe beim Muskelaufbau oder der Blutbildung, stimmt leider auch nicht. Wie genau es zu dem Irrtum gekommen ist, lässt sich allerdings nicht mehr rekonstruieren. Es gibt aber verschiedene Theorien:

Ein möglicher Grund für die Hartnäckigkeit des Gerüchts ist ein Rechenfehler. Der Schweizer Wissenschaftler Gustav von Bunge soll im Jahr 1890 die erste Laboranalyse von Spinat durchgeführt und dabei einen Eisengehalt von 35 Milligramm pro 100 Gramm Spinat ermittelt haben. Ernährungsratgeber übernahmen diesen Wert und erklärten Spinat zum Eisenlieferanten Nummer eins.
 
  Geringerer Eisengehalt als Schokolade
 
  Sie sollen allerdings übersehen haben, dass sich Bunges Analyse auf Spinatpulver, also getrockneten Spinat, bezog. Da frischer Spinat zu 90 Prozent aus Wasser besteht, liegt der Eisengehalt von 100 Gramm Spinat mit 3,5 Milligramm nur bei einem Zehntel des angeblichen Sensationswerts.

Eine andere Version der Geschichte gibt einem schlichten Kommafehler die Schuld an der Mythenbildung. Ein Lebensmittelanalytiker oder dessen Sekretärin sollen bei der Untersuchung von Spinat das Komma versehentlich um eine Stelle nach rechts gerückt haben.

Wie die Panne auch passiert ist - Spinat enthält nur etwa halb so viel Eisen wie Schokolade (6,7 mg). Wer bei seiner Ernährung Wert auf das blutbildendes Spurenelement legt, der sollte sich eher an Hirse (9mg), Leberwurst (5,3 mg) und Pistazien (7,3 mg) halten. Besonders bei Frauen kommt es leicht zu Eisenmangel und damit zu Blutarmut (Anämie). Die Folge sind Müdigkeit, Erschöpfung, Blässe, eingerissene Mundwinkel und eine spürbare Leistungsminderung.

Ganz ohne ist Spinat trotzdem nicht. Das Blattgemüse wartet mit vielen Ballaststoffen, Mineralen, Vitaminen und pflanzlichen Eiweißen auf. Auch Folsäure ist enthalten, die ist wichtig für die Nerven. Und das bisschen Eisen wird zum Bestandteil des Blutes, was den Sauerstofftransport in die Lungen stärkt. Damit lässt es sich zumindest kraftvoll durchatmen.
   
   
Quelle  http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,376292,00.html

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